Ziel der hier beschriebenen Wanderung sind die Gletscher der Stubaier Alpen, die die Bergkette östlich des Ötztales bilden. Teilweise führt unser Weg über den Ötztal-Trek, eine rund um das Ötztal führende Hochwanderroute.

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Routenüberblick

Beginn der Tour liegt aus logistischen Gründen in Umhausen, wo wir den Stuibenfall besichtigen. Er ist mit 159m Fallhöhe der höchste Wasserfall Tirols und durch einen Bergsturz vor ca. 9000 Jahren entstanden. Direkt am Wasserfall entlang führt ein Klettersteig einerseits und andererseits ein gut ausgebauter Touristenpfad mit atemberaubender Metall-Hängebrücke.

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Blick den Stuibenfall hinau, rechts die imposante Metallhängebrücke.

Wir lassen den Fall mit seinem Trubel hinter uns und kommen auf ruhigeren Wegen nach Niederthai. Auf den Hängen des Tals werden überall die Wiesen gemäht, das Heu gewendet und eingefahren. Dafür wuseln überall Traktoren und anderes Gerät, unterstützt von vielen Leuten mit Heu-Rechen - über die teils äußerst steilen Wiesen.

Ein Kocherdefekt erzwingt nochmal einen kleinen Abstieg um Ersatz zu besorgen, aber schon bald gibt es ein Wiedersehen aller an der Schweinfurter Hütte, wo dann auch die eigentliche Tour beginnen kann.

Der erste Aufstieg führt durchs Zwieselbachtal hinauf aufs Gleirschjöchl (2751m) und zeigt, dass wir alle noch nicht so recht fit sind. So steigen wir gemütlich auf, und genießen die wechselnden Aussichten über Tal und Rücken.

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Unterhalb des Gleirschjöchl schweift der Blick nach Westen über die Hänge der Bergketten

Vom Jöchl schweift der Blick ins Tal und auf den Zischgeles, während unten die Pforzheimer Hütte liegt.

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Morgentlicher Besuch am Biwakplatz

An ebenjener Hütte vorbei führt unser Weg zwischen Schafen gemächlich aufwärts, um den Zischgeles herum hinauf bis zur Zischgenscharte. Wo früher noch der Zischgenferner lag ist heute ein karges Hochtal, das sogar von Schafen begrast wird. Auf den Grat hinauf führt eine steile Schuttrinne, die uns ein wenig aufhält. Ein paar Kletterseilen erleichtern den Aufstieg, aber es bleibt anstrengend für die Arme und wir sind froh, den oberen (Stahl)seilversicherten Teil mit felsigem Untergrund zu erreichen.

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Schuttrinne mit Seilen am nördlichen Zustieg der Zischgenscharte

Von der Scharte ist es nur ein Katzensprung zur Schöntalspitze (3002m) - die ausgeschilderte halbe Stunde brauchen wir für den gesamten Abstecher hin und zurück - samt Gipfelaufenthalt. Vom Gipfel bietet sich gen Süden ein Blick über das Längental mit dem Westfalenhaus, das im Längentalferner endet. Dahinter erhebt sich der Schrankogel, mit 3497m der höchste Berg entlang der Route. Zudem sieht man den Bachfallenferner und den hohen Seeblaskogel (3235m), die uns in den nächsten Tagen noch begleiten.

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Blick von der Schöntalspitze über das Längental, im Talabschluss der Längentalferner, dahinter der Schrankogel, und rechts der Bachfallenferner.

Der Abstieg von der Zischgenscharte beginnt steil und geröllig, jedoch auf einem gut angelegten Weg. Weiter unten wird der Weg bequem, sodass wir schnell Höhe abbauen und bald das Westfahlenhaus in Sicht gerät. Wir wenden uns jedoch kurz davor nach Westen und steigen durchs Ochsenkar hinauf bis zum Winnebachjoch.

Ein wenig gebremst durch suppen-bedingte Verstimmung erreichen wir dies auf einem wunderbar abwechslungsreichen aber leichten Weg. Im Ochsenkar gibt es kaum Oberflächenwasser, doch direkt am Joch tosen mehrere Bäche über den Nordhang, die vom Gletscher am Winnebacher Weißkogel (3182m) gespeist werden. Dessen Tal schließt sich oberhalb an und sieht nach einem guten Aufstieg zum Weißkogel aus.

Wir wenden uns jedoch zum Abstieg durch das steinige Winnebachkar und erreichen nach einiger Zeit Stellen im Tal, wo das unter dem Geröll fließende Wasser als Bach zutage tritt, und in der steinigen Umgebung kleine grüne Oasen entstehen. Dort blüht - im starken Kontrast zur Umgebung - eine Vielzahl von Blumen, auffällig dabei die gewundenen Blütenstände des kriechenden Nelkenwurz.

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Kriechender Nelkenwurz
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Winnebachkar mit verborgenem Bach

Nach unten wird das Tal immer lieblicher, bis wir den Winnebachsee mit der gleichnamigen Hütte erreichen. Diese liegt an einem steilen Abbruch, und bietet einen hervorragenden Blick auf den Bachfalle genannten Wasserfall schräg gegenüber.

Unser Weg führt uns wieder hinauf, am Wasserfall vorbei und über eine Geländestufe hinauf zum Gletschersee, von wo wir einen großartigen Blick auf den Bachfallenferner haben. Für allgemeine Erheiterung sorgt ein Schild inmitten des Blockfeldes, das auf das Verbot zum Fahrrad Abstellen hinweist.

Wir setzen unseren Weg zum Gletscher fort, der gegenüber der Wanderkarte schon weit zurückgezogen ist. Zudem ist er im unteren Bereich mit einer dicken Schuttschicht bedeckt, sodass wir unser Eisgerät erst spät auspacken. Der Gletscher ist, wie alle anderen rundherum auch, bis auf Altschnee in einigen Spalten und ganz oben am Grat, komplett aper, sodass wir nur Grödel verwenden und auf weiteres Gerät verzichten.

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Gletschersee und Bachfallenferner, links die Geißlehnscharte

Der Weg über den Gletscher ist geht schnell voran und wir umgehen einige offene Spalten.

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Gletscherspalte

Schon bald erreichen wir den Fuß des Aufstiegs zur Geißlehnscharte (3052m). Dieser ist markiert und seilversichert, aber durch den schon sehr eingesunkenen Gletscher mit einem recht steilen Einstieg verbunden. Die rund 30 Meter auf die Scharte erfordern Kletterei und bringen uns mit dem Gepäck etwas ins Schwitzen.

Glücklicherweise müssen wir weder die Schuttrinne erklettern, noch den alten Weg nutzen, dessen Markierungen noch auf der anderen Seite zu sehen sind.

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Seilversicherter Aufstieg auf die Geißlehnscharte, rechts Markierungen vom alten Weg

Oben angekommen genießen wir den neuen Blick ins Schrankar und auf den Nordgrat des Schrankogels, und machen uns hurtig auf den Abstieg. Der Weg ist nicht schwer, führt aber teils durch wenig markiertes Gelände.

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Blick über das Schrankar mit Schrankogel (links) und Sulztalferner im Hintergrund

Der Weg durchs Schrankar ist ruhig und führt an einigen idyllisch gelegenen Seen vorbei. Am südlichen Talende wird der Weg steiniger, bevor dann eine große Geländestufe jäh 500m ins Sulztal hinab führt. Dort verlassen wir den Schranbach, der sich den steilen Hang hinunter stürzt, und laufen in steilen Serpentinen über Grashänge schier endlos bergab bis wir am tosenden Fischbach den Talgrund erreichen.

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Blick hinab ins Sulztal, unten die Amberger Hütte 500m unter dem Betrachter, hinten der Sulztalferner

Einen Katzensprung das Tal hinauf gibt es eine enge Klamm, in der sich Fischbach und Schranbach in spektakulärem Tosen vereinigen, bevor wir oberhalb davon die Amberger Hütte am Ende eines flachen Hochtals erreichen.

Die Hütte wird von Ebikern gut frequentiert (kostenloser Strom inklusive!), und die Bedienungen sind eher auf schnelle Abfertigung denn auf ausführliche Bergwetterauskünfte aus. So trinken wir leckere Brennesselbrause und verlassen den Ort in Richtung ruhigerer Gefilde talaufwärts.

Am Ende des flachen Schwemmlandes treffen wir eine Herde Kühe, bevor der Weg wieder alpin wird und wir auch die letzten Ebiker hinter uns lassen. Wir steigen über eine Zwischenstufe hinauf auf die Seitenmoräne des alten Gletschers, und haben von oben einen ersten nahen Blick auf den Sulztalferner und den von uns anvisierten Wütenkarsattel.

Der Gletscher präsentiert sich wolkenverhangen und Regen zieht auf, sodass wir uns zum frühen Biwak entscheiden und den Gletscheraufstieg für den kommenden Morgen aufsparen.

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Wolkenverhangener Gletscher

Hinter der alten Seitenmoräne findet sich, rund 180m über dem Talboden, ein unerwartet sanftes Tälchen, das von einem Bach aus dem Kuhscheibenferner durchflossen wird. Die Wollgraswiesen bilden eine schönen Kontrast zum jähen Abhang nebenan und der kargen steinigen Landschaft vor dem Gletscher.

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Idylle hinter der Seitenmoräne, oben der Wütenkarsattel

Der weitere Aufstieg zum Gletscher erfolgt hauptsächlich auf den Seitenmoräne, bevor wir auf einer Gletscherzunge die Grödel anschnallen. Auch dieser Gletscher ist schneefrei, und wir steigen im anfangs flachen Gelände schnell auf.

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Wanderung auf dem aperen Gletscher

An der ersten Gletscherstufe finden wir nur wenige, leicht umgehbare Spalten. Teils geben die Spalten den Blick in große Kavernen frei, deren Ausmaße sich nur schwer ermessen lassen.

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Große Kaverne unterm Eis

Auf der zweiten Gletscherstufe ist der Gletscher steiler, und einige Spalten reichen bis zur Felswand, sodass eine Überschreitung von Eisbrücken notwendig wird. Dann erreichen wir den Wütenkarsattel (3103m) und wir haben auch den zweiten Gletscher überwunden.

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Blick zurück über den Sulztalferner, in der Mitte der Schrankogel

Auf dem Sattel ist es windig, und wir stehen vor einem großen Blockfeld rund um den Wütenkarsee. Dahinter erhebt sich über dem Wütenkarferner die spektakulär gelegene Hochstubaihütte (3174m).

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Blick voraus über den Wütenkarsee und Wütenkarferner zur Hochstubaihütte

Am Wütenkarsee gibt es eine kleine äußerst steinige Stelle, die sicherlich als Notbiwak dienen kann. Wir gehen jedoch um den See herum und stehen bald vor einem Abstieg um rund 60m hinab auf den Wütenkarferner, der nur anfangs markiert ist. Den weiteren Verlauf müssen wir uns durch ein steiles Geröll- und Blockfeld suchen, bevor wir auf dem Gletscher stehen.

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Wütenkarferner

Diesen queren wir bequem entlang unproblematischer Spalten, bevor wir fast höhengleich am Fuße der Hütte den Gletscherrand erklimmen und die Steighilfen fürs erste einpacken.

Die letzten Meter auf dem markierten Weg zur Hütte sind schnell zurück gelegt und so erreichen wir den Höhe- und Endpunkt unserer Reise.

Auf dem kargen Gipfel steht die Hochstubaihütte auf 3174m in beeindruckender Kulisse mit Blick übers Ötztal auf den Geigenkamm. Der etwas unwirsche Wirt besteht auf eine zügige Bestellung, und so genießen wir bald warmen Apfelstrudel mit Vanillesoße und erhalten eine solide, wenn auch unwillkommene Wetterprognose.

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Hochstubaihütte und Geigenkamm

Für die nächsten Tage ist eine rapide Wetterverschlechterung mit Schnee bis auf 2000m und immensen Niederschlagsmengen angekündigt, sodass wir uns zum vorzeitigen Ende der Wanderung entschließen. Wir krönen die Wanderung mit einem kurzen Ausflug zum nahe gelegenen Hohen Nebelkogel (3211m), einem von der Hütte vorgeschobenen Gipfel in Richtung Ötztal. Von dort bietet sich uns ein wildes Panorama: Der Geigenkamm im Westen, im Norden ein Blick zurück über die Hütte auf den Schrankogel und im Westen und Süden schon deutliche Vorzeichen des sich rapide verschlechternden Wetters.

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Blick zurück vom hohen Nebelkogel: Hochstubaihütte, Wütenkarsattel und Schrankogel

Wir verlassen den spektakulären Ort über einen nicht unspektakulären Weg: die Himmelsleiter. Durch die äußerst steile und unwegsame Nordwand des Seekars steigen wir auf einem aus Steinplatten hervorragend gebauten Weg ab, und erreichen bald die in schlechtem Zustand befindliche Nothütte am oberen Seekarsee, und kurz darauf den unteren Seekarsee.

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Abstieg über die Himmelsleiter ins Seekar

Von da an laufen wir an vielen Schafherden vorbei, und die das Windachtal entlang treibenden Wolken erzeugen zwischen den Regenschauern unzählige Fotomotive.

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Finstere Wetter überm Windachtal

Der Abstieg geht schnell und bald stehen wir an Fiegls Gasthof, von wo ein ausgebauter Fahrweg uns ins laute und touristische Sölden bringt. Schon am Tag nach der Abreise ist die Bundesstraße im Ötztal teilweise weggeschwemmt und nicht mehr befahrbar - aber wir kommen wieder.