Dieser Bericht handelt von einem etwas anderen Ausflug, nämlich einem Hochtourenkurs mit stationärer Versorgung in einer Hütte. Wir bewohnen in dieser Zeit die Klostertaler Umwelthütte, eine großzügige Selbstversorgerhütte, in der Silvretta gelegen.

Eis im Klostertal images/klostertal/map.webp
Routen

Der Aufstieg zur Hütte beginnt nach Busfahrt durchs Paznauntal im Nebel auf dem Silvretta-Pass, nur spärlich schauen teils einige Gipfel hindurch. Am Ende der Staumauer, von Nebel und mystischen Klängen durchzogen, wandern wir einige Meter durch einen illuminierten Tunnel, bevor es auf dem Fahrweg am Stausee entlang nach Süden geht.

Eis im Klostertal images/klostertal/01.webp
Nebel im illuminierten Tunnel am Silvretta-See

Hinauf ins Klostertal geht es dann teils auf dem Wanderweg, teils auf dem Fahrweg zur Hütte.

Eis im Klostertal images/klostertal/02.webp
Das Hohe Rad (2934 m) schaut aus dem Nebel über dem Silvretta-See

Am nächsten Morgen präsentiert sich die Hütte jedoch in bestem Wetter und wir fangen mit ein wenig Theorie an.

Eis im Klostertal images/klostertal/03.webp
Morgenstimmung an der Klostertaler Umwelthütte mit ihren Solarkollektoren

Im Kurs geht es ums Gehen über Fels und Eis, und daher beginnt der praktische Teil des Kurses auch mit einem Besuch am “Hausgletscher”, dem Klostertaler Gletscher. Dort lernen wir den Umgang mit der Eisausrüstung, und besteigen auch die 3223 m hohe Schneeglocke, den Hausberg der Hütte.

Eis im Klostertal images/klostertal/04.webp
Blick auf das Zehrgebiet des Klostertaler Gletschers
Eis im Klostertal images/klostertal/05.webp
Alte Gletscherspalten und Steinschlag auf dem Klostertaler Gletscher

An der Rotfluelücke, dem oberen Ende des Klostertaler Gletschers, beeindruckt uns die Aussicht auf den spaltenreichen oberen Teil des Silvretta-Gletschers und die umliegenden Berge. Der breite Südostgrat der Schneeglocke stellt keine besonderen Anforderungen an die Aufsteigenden.

Eis im Klostertal images/klostertal/06.webp
Blick von der Rotfluelücke auf den Silvrettagletscher mit Signalhorn (3210 m) und Sivretta-Egghorn (3147 m) links und Verstanclahorn (3297 m) und Gletscherkamm rechts
Eis im Klostertal images/klostertal/07.webp
Abendstimmung
Eis im Klostertal images/klostertal/08.webp
Sonnenaufgang im Tal

Am Folgetag gibt es eine Hochtour ins benachbarte Kromertal, das wir über den Litznersattel erreichen. Der dort ehemals ansässige Litznergletscher ist größtenteils geröllbedeckt und nur noch im oberen Bereich zu erkenen.

Eis im Klostertal images/klostertal/09.webp
Zerklüfteter Osthang des Klein-Litzner und Grat zur Kromerlücke (links)

Vorbei an der Saarbrücker Hütte geht es hinauf zur Kromerlücke, und von dort aus am laufenden Seil über den Grat zum Klein-Litzner. Die Kletterei ist eine neue Erfahrung für mich, und mit schwerem Trecking-Gepäck auch noch nicht so recht vorstellbar für mich. Für die rund 600 m Distanz bis zum Gipfel sind wir gut 90 Minuten unterwegs, und kommen dabei über teils leicht erlaufbare Stücke, aber auch Klettereien über steile Felsblöcke.

Eis im Klostertal images/klostertal/10.webp
Kletterei auf dem Grat

Die letzten paar Meter legen wir auf dem Klettersteig zurück und erreichen den Gipfel des Klein-Litzner (2783 m). Nach ausgiebigem Genuss der Aussicht auf den Vermunt-Staussee, den Groß-Litzner, das Seehorn und auch die Berge am Klostertal steigen wir über den Klettersteig zur Saarbrücker Hütte ab, und gehen den gleichen Weg zurück zur Unterkunft.

Eis im Klostertal images/klostertal/11.webp
Blick vom Klein-Litzner auf die Schneeglocke, den Klostertaler Gletscher und den Silvrettagletscher (rechts) ([Panorama]())

Am Folgetag geht es nochmals auf den Gletscher, diesmal über die rote Furka in die Schweiz zum Silvrettagletscher. Auch dieser ist, wie alle anderen Gletscher in der Region in diesem Jahr, komplett aper (schneefrei) und so können wir ihn leicht ohne Sicherung begehen.

Eis im Klostertal images/klostertal/12.webp
Silvrettagletscher mit Wollgras ([Panorama](https://www.peakfinder.org/de/?lat=46.85820&lng=10.05886&ele=2550&azi=131.41&alt=-6.73&fov=110&cfg=s&name=))

Auf dem Gletscher üben wir das Setzen von Eisschrauben, vergraben einen T-Anker in mäßig geeignetem Firn und belasten ihn so stark wir können (er hält) und machen uns schließlich auf den Weg zum Gletschertor, wo wir eine Blick unter den Gletscher wagen und uns im Eisklettern versuchen.

Eis im Klostertal images/klostertal/13.webp
Aus alten Gletscherspalten bildet sich ein Tunnelsystem, in dem die Gletscherbäche abtauchen
Eis im Klostertal images/klostertal/14.webp
Wanderung zum Gletschertor

Zum Abschluss gibt es noch eine kleine Wanderung auf die direkt über der Hütte gelegene Sonntagsspitze (2880 m) über den Klostertaler Pass und die Winterlücke. Unterhalb des Klostertaler Passes treffen wir eine Gruppe von Steinböcken, die uns argwöhnisch beäugen, sich aber ansonsten kaum von uns stören lassen.

Eis im Klostertal images/klostertal/15.webp
Steinböcke unterm Klostertaler Pass

Allgemein präsentiert sich der Westhang des Tals bis in hohe Lagen hinein deutlich grüner und üppiger als der größtenteils von Gletschern und ihren Geröllhalden geprägte Osthang des Klostertales. Auf dem Klostertaler Pass hingegen stehen wir dann mitten in einem Blockfeld, und genießen die Aussicht über den Grat zur Tällispitz, die Berge der Verstancla und den Piz Linard.

Eis im Klostertal images/klostertal/16.webp
Blick vom Klostertaler Pass nach Süden, über die Tällispitz bis zum Piz Linard (3410 m) ([Panorama](https://www.peakfinder.org/de/?lat=46.87347&lng=10.05125&ele=2742&azi=178.98&alt=0.73&fov=110&cfg=s&name=))

Weiter führt der Weg kurz durch den Hang in der Ober-Silvretta, wo wir viel über Geröll und steile Felsplatten laufen, bevor wir an der Winterlücke wieder auf den Grat stoßen.

Eis im Klostertal images/klostertal/17.webp
Zerklüfteter Grat an der Winterlücke in Richtung Groß Litzner

Zur Linken, nach Osten, präsentiert sich dieser äußerst unwegsam, zerklüftet und bröckelig, zur Rechten zur Sonntagsspitze hinauf windet sich ein komfortabler Pfad die letzten Meter bis zur Spitze, bevor wir unvermittelt am steilen Abbruch zum Klostertal stehen und auf den beeindruckenden Turm der schwarzen Wand steil über dem klostertal blicken.

Eis im Klostertal images/klostertal/18.webp
Vor der Sonntagsspitze liegt die *Schwarze Wand*, im Hintergrund Schneeglocke und Klostertaler Gletscher ([Panorama](https://www.peakfinder.org/de/?lat=46.87671&lng=10.05170&ele=2882&azi=109.94&alt=8.65&fov=110&cfg=s&name=Sonntagspitze)

Auch in alle anderen Richtungen ist die Ausssicht ein Genuss: Während im Südosten der Blick gegen die Sonne in die schemenhaft-blau schimmernden Berge der südlichen Silvretta in Graubünden schweift, blickt man nach Norden auf den Talausgang, den Silvrettasee und die Grenzberge zwischen Vorarlberg und Tirol.

Eis im Klostertal images/klostertal/19.webp
Blick von der Sonntagsspitze zum Silvretta-See, rechts unten die Hütte ([Panorama](https://www.peakfinder.org/de/?lat=46.87671&lng=10.05170&ele=2882&azi=64.84&alt=13.32&fov=110&cfg=s&name=Sonntagspitze))
Eis im Klostertal images/klostertal/20.webp
Blick in die Obersilvretta, rechts das Chlein Seehorn ([Panorama](https://www.peakfinder.org/de/?lat=46.87671&lng=10.05170&ele=2882&azi=269.5&alt=1.66&fov=83.09&cfg=s&name=Sonntagspitze)

Zum Abstieg entscheiden wir uns, von der Winterlücke nach Norden ins Verhupft-Tälli abzusteigen. Der auf den Karten dort verzeichnete Glöttergletscher ist kaum noch der Rede wert, ein bisschen Toteis im Steinschlaggebiet, sonst ausgedehnte Geröll- und Steinfelder.

Eis im Klostertal images/klostertal/21.webp
Abstieg über die kläglichen Reste des Glöttergletschers

Die letzte Talstufe ins Verhupfttälli steigen wir teils über vom Gletscher glatt geschliffene Felsen ab, bevor wir in einer Schuttfahne das Tal erreichen und auf dem Wanderweg zur Hütte zurückkehren.

Eis im Klostertal images/klostertal/22.webp
Zum Abschied Morgenstimmung im Klostertal

Der Abschied vom Klostertal fällt uns am nächsten Morgen schon schwer, so intensiv habe ich selten ein Alpental erkundet und dabei doch immer wieder neue Eindrücke gewonnen. Die Busfahrt durch ultratouristische Paznauntal ist dementsprechend ein veritabler Kulturschock und lässt das Bergweh schon bald einsetzen.