Eine Tour durich die hohe und West-Tatra. Getreu dem Motto “Immer obenauf” wollten wir 2014 zu dritt eine Woche durch Europas kleinstes Hochgebirge streifen. Der Weg führte uns über die Westtatra in die hohe Tatra, immer auf oder nahe dem Hauptkamm.

Tatra: klein aber oho images/tatra/map.webp
Unsere Route auf dem Hauptkamm.

Mit Fernbussen kamen wir über Nacht bis Liptovský Mikuláš am Fuß der Tatra, von dort mit dem Zug entlang des Liptauer Meeres nach Ružomberok und dann mit zwei langsamen, aber sagenhaft pünktlichen Lokalbussen bis nach Zuberec.

Der Aufstieg gestaltete sich etwas kompliziert, da wir bei einsetzendem Regen einen alternativen Weg nahmen, der ständig schmaler wurde und irgendwann komplett verschwand. Zu faul zum Umkehren schlugen wir uns wild den steilen Hang hinauf und trafen den eigentlichen Weg dann schließlich mit nassen Hosen und Schuhen an. Oben angekommen hatten wir einen wunderbaren Blick über die heranziehenden Regenschauer, die uns dann und wann in feuchte Wolken hüllten.

Tatra: klein aber oho images/tatra/1.webp
Regenschauer

Der nächste Tag brachte wolkiges, aber trockenes Wetter und der Weg auf dem Grat führte uns über Salatin, Spálená und Pachoĺka zum Banikov.

Tatra: klein aber oho images/tatra/2.webp
Im Süden der Tatra liegt das Liptovská Mara - das Liptauer Meer.

Dort beschlossen wir aufgrund Wassermangels - einer der Nachteile der Gratwanderung - nach Süden ins Tal abzusteigen. Vorher genossen wir jedoch, inzwischen bei aufklarendem Wetter, den Blick über die vorgelagerten Bergketten über das Váh-Tal in die niedere Tatra.

Tatra: klein aber oho images/tatra/3.webp
Blümchen!

Nach steilem Abstieg gab es an der žiarska Chata ein wenig Futter und natürlich Wasser aus dem nahegelegenen Bach. Übernachtung fanden wir in einer verlassenen Hütte etwas weiter den Talgrund hinauf.

Tatra: klein aber oho images/tatra/4.webp
Hrubá kopa und Tri kopy vom Tal.

Am Morgen stiegen wir, mit Blick auf die Tri kopi vorbei an kämpfenden Murmeltieren und mit frischen Wasservorräten wieder hinauf, diesmal zum Plačlive.

Tatra: klein aber oho images/tatra/5.webp
Murmeltierboxkampf

Von dort aus ging es weiter nach Osten, der Weg über den Ostrý Roháč verlangte uns einiges ab. So ging es links und rechts exzeptionell steil hinab, zudem gab es mehrere mit Seilen versehene Kletterstellen, wo wir fast senkrecht den Felsen hinaufgingen. Am Gipfel gab es dann die spannendste Stelle:

Tatra: klein aber oho images/tatra/6.webp
Eine Kette in gefühlter Kniehöhe, sonst rundherum nur steiler Abhang.

Eine etwa zehn Meter lange Stelle, wo wir über eine schräge Platte stiegen, die nur eine Kette, aber wenig Fußtritte bereithielt. Mit unseren schweren Rucksäcken waren wir dort die Exoten, alle anderen waren mit leichtem Tagesgepäck unterwegs. Der Abstieg hielt noch einige abenteuerliche Abstiege über steile Kanten bereit, und bald hatten wir den Roháč bezwungen. Nach einer Rast am nächsten See ging es dann weiter, nun entlang der slovakisch-polnischen Grenze über den Hrubý vrch, Vysoký vrch auf den Blyšt.

Tatra: klein aber oho images/tatra/7.webp
Der Aufgang zum Hrubý vrch ist fast als Treppe angelegt.

Von dort aus ist es nur ein Katzensprung zum Bystrá der mit 2248m eine Aussicht weit nach West, Süd und Ost erlaubt.

Tatra: klein aber oho images/tatra/8.webp
Aussicht auf den Kriváň, das Nationalsymbol der Slovakei.

Unterwegs trafen wir, da früh in der Saison, nur wenige Wanderer. Die meisten begrüßten uns ganz slovakisch mit Ahoi, manche gaben jedoch nur ein seltsames Zischen von sich, ohne dabei besonders unfreundlich zu wirken.

Ab dem Pyšné sedlo ist der Weg auf dem Hauptkamm unmarkiert, jedoch ausgetreten und nicht weniger gangbar als zuvor. Auf diesem etwas nach Norden strebenden Rücken gibt es wunderbare Aussichten nach Westen über den polnischen Teil der Westtatra.

Tatra: klein aber oho images/tatra/9.webp
Die polnische Westtatra.
Tatra: klein aber oho images/tatra/10.webp
Blümchenblick über das Tychatal.

Auf dem Temniak trifft der Kammweg einen beliebten polnischen Wanderweg. Hier klärte sich dann auch das Mysterium des freundlichen Zischens. Das Schsch ist die Kurzform der polnischen Hallo, in Langform Cześć.

Tatra: klein aber oho images/tatra/11.webp
Menschen in Bergen verspüren oft einen Drang zum "Haufen machen".

Bis zum Kasprov vrch kamen uns nun immer mehr Menschen entgegen, oft mit hochgebirgsuntauglicher Besohlung und nicht selten in erheblicher Lautstärke. Am Kasprov, von einer Seilbahn von Zakopane schweißfrei zu erreichen, herrschte Volksfeststimmung und wir machten uns auf der Suche nach Stille hurtig zum Swinica auf. Schon am ersten ernst zu nehmenden Anstieg waren jedoch die Tagesausflügler verschwunden und wir hatten unsere Aussicht ganz für uns. Der Weg um den Swinica lag, obwohl auf der Südseite, an einigen Stellen noch mit etwas Schnee und Eis bedeckt. Nach einigem Geklettere erreichten wir jedoch den Gipfel und konnten die Aussicht über die Bergseen auf die Hohe Tatra und den Rysi genießen.

Tatra: klein aber oho images/tatra/12.webp
Südöstlicher Blick in die unwegsamen Gipfel der hohen Tatra.

Abends erfrischte uns ein Bad im halb zugefrorenen See am Fuße des Swinica. Über den Hladké sedlo und durch das Hlinská dolina erreichten wir den Kôprovsky štit. Unterwegs sahen wir einsame Täler und viel Bärendreck, Schätzungen gehen von etwa 700 Braunbären in der gesamten Tatra aus. Von dort aus mussten wir, ob der Unwegbarkeit des Grates, über den Popradské pleso, den steilen Aufstieg zum sedlo pod Ostrvou und die Tatranska magistrala ein wenig aus dem Hochgebirge hinaus. Ein kleiner Schlenker sollte uns durchs Kventická dolina über den Poĺsky hreben führen. Der Weg und das anschließende Tal war jedoch noch im tiefsten Winter, und Nebel auf unzuverlässigen Schneefelder ist kein Spaß.

Tatra: klein aber oho images/tatra/13.webp
Aufstieg durch Schnee und Nebel.
Tatra: klein aber oho images/tatra/14.webp
Winter im Frühsommer.

Der eilig über den sedlo Rrielom angetretene Rückzug in den Frühling brachte mehr steile Schneefelder, die erst ohne Nebel spaßig wurden. Dann konnten wir gefahrlos den Hang hinabrutschen.

Tatra: klein aber oho images/tatra/15.webp
Spaßige Rutschpartie, solange man sieht, wo es hingeht.

Der nächste Morgen grüßte uns mit aufklarendem Wetter und aufwallendem Nebel.

Tatra: klein aber oho images/tatra/16.webp
Naturschauspiel im kleinsten Hochgebirge Europas.

Der Abstieg durchs kalte Tal (Studená dolina) nach Starý Smokovec beschloss unsere Tour. Mit der Tatrabahn gings nach Poprad und von dort mit dem Bus zurück nach Deutschland.

Obwohl die Tatra doch sehr klein ist, eine Woche wandernd in den Bergen zu verbringen ist nicht mit vielen Routen möglich, hat sie vielerorts schroffe Grate und Gipfel und ist technisch durchaus anspruchsvoll.

Karten

Für die Westtatra hatten wir von TatraPlan “The West Tatras”, 1:25.000 (ISBN: 978-83-7499-115-5). Das ist an sich eine ganz ordentliche Karte, auch wenn die Farben etwas grell sind. Man muss bei den Wanderwegen sehr genau hinsehen, um die Kletterzeichen nicht zu übersehen! Diese sind deutlich besser auf der anderen Karte zu erkennen, für die Hohe Tatra hatten wir VKÚ “Vysoké Tatry”, 1:25.000 (ISBN: 978-80-8042-561-6). Hier sind die Farben deutlich angenehmer und es gibt sogar eine deutsch legendierte Ausgabe.