Im Norden von Finnland, rund 200km nördlich des Polarkreises, liegt der Urho-Kekkonen-Nationalpark (auf finnisch Urho Kekkosen Kansallispuisto). Er wurde 1983 ausgewiesen und ist nach dem ehemaligen finnischen Politiker Urho Kekkonen benannt. Die Anreise erfolgt am einfachsten über den Flugplatz Ivalo, den nördlichsten Verkehrsflughafen Finnlands. Einige Kilometer südlich davon, direkt am Rande des Nationalparks, liegt der Wintersport-Ort Saariselkä. Dort gibt es neben einem großen Wintersport-Zentrum mit vielen Hotels auch eine Nationalpark-Verwaltung und eine sehr freundliche und hilfsbereite Tourist-Information. Der Vorteil des Wintersport-Zentrums ist die Verfügbarkeit von Ski-Verleihen.

Die Frage nach der Ausrüstung haben wir im Vorfeld mit Freunden intensiv diskutiert. Zwischen Cross-Country-, Wald- und anderen Ski-Arten verliert ein Anfänger (“Ach, ich wollt doch nur Ski fahren”…) leicht die Orientierung. Zudem stellt sich die Frage, ob eine Pulka - ein Gepäckschlitten mit Zuggestänge - vonnöten ist, oder ob sie im Gelände das Vorankommen behindert und Rucksäcke besser geeignet sind.

Unsere Wahl fällt auf kurze breite Ski mit eingebauten Fellen - ideal für tiefen Schnee und sehr gut an Steigungen. Die langsameren Abfahrten durch das permanente Fell kommt uns denn auch ganz gelegen. Auch entscheiden wir uns angesichts des überschaubaren Gepäcks für eine Pulka, die den Großteil der Ausrüstung tragen soll. Dadurch kann der Rucksackträger vorn die Spur pflügen.

Nach Ski- und Pulka-Ausleihe und Gepäckverstauung machen wir uns - beide mit überschaubarer Skierfahrung und einer gesunden Portion Optimismus (“Wie schwer kanns schon sein”) auf der Loipe auf Richtung Nationalpark.

Unsere Route soll uns, je nach Wetter, Schneebedingungen und Laune, soweit wie möglich in den Nationalpark hineinführen. Als Ziel bietet sich der Sokosti, mit 718m der höchste Berg des Nationalparks, an.

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Unsere Route durch den Urho-Kekkonen-Nationalpark.

Zu Beginn befinden wir uns auf geloipter Route, dort eiern wir auf den Ski recht ulkig herum. Wir müssen uns erstmal hineinfinden ins Ski fahren und Pulka ziehen. Da wir nicht in die normale Spur passen - unsere Ski sind zu breit - laufen wir auf dem Skating-Bereich zwischen den Loipen. An einer steileren Steigung bekomme ich dann das Gewicht der Pulka zum ersten mal voll zu spüren. Nun etabliert sich recht zügig eine Strategie, die uns die ganze Woche begleiten wird: Einer geht voran, der Zweite hält sich am Skistock der Vorgängers fest und in Doppeltraktion ist der Schlitten über fast alle Hindernisse zu ziehen.

Nach einer kurzen Pause an der Lutto-Hütte beginnen wir unseren ersten Teil durch ungespurtes Gelände in Richtung Kivipää. Aufgrund durchgehender Kälte sind die Schneebedingungen in diesem Jahr besonders. Es haben sich keine tragenden Zwischenschichten gebildet, im gesamten Wald liegt über einen Meter Pulverschnee. Trotz breiter Ski sinken wir ca. 40cm ein und so kämpfen uns durch den recht dichten Wald. Eine alte Skispur scheint in die richtige Richtung zu weisen, Orientierung ist selbst mit 1:50.000er Karte und 5m-Höhenlinien noch recht schwierig. Nach einer Stunde im tiefen Schnee sind wir so verwirrt, dass wir zum ersten (und einzigen) Mal das GPS konsultieren. Die Bilanz ist ernüchternd: Gerade einmal 1,8km sind wir voran gekommen, in ein falsches Seitental gekommen und von der Kivipää-Hütte noch rund 5km entfernt - Luftlinie! So beschließen wir, stattdessen eine weniger als 2km entfernte Hütte anzusteuern. Diese ist zwar keine für Übernachtung vorgesehene Wildnishütte und liegt direkt an der Loipe, ist jedoch für uns die einzig sinnvolle Variante. Dort treffen wir Michelle, eine pensionierte Französin. Sie ist seit Jahrzehnten regelmäßig in Lappland unterwegs, gerade läuft sie 5 Wochen mit Pulka alleine durch die nordische Wildnis. Von ihr erhalten wir jede Menge gute Tipps über Spuren und Bedingungen auf unserer Route.

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Eine typische Wildnis-Hütte im lappischen Wald.

Am nächsten Morgen laufen wir entlang der Loipen nach Süden. An einem Lagerplatz werden wir von Vögeln besucht. Es sind Kukkeli - Unglückshäher, Verwandte des Eichelhähers - die hier als Glücksbringer gelten. Wir sind ihnen jedoch weniger Glücksbringer sondern behalten unseren Müsliriegel ganz geizig für uns allein.

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In der Nähe von Saariselkä gibt es gespurte Loipen.

Ab Luulampi wird die Loipe einspurig und wir befinden uns in einem Hochtal ohne geschlossenen Wald. Dort begegnen wir zum ersten Mal anderen Skiwanderern mit Pulka und bestaunen den verwehenden Schnee.

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Eine Pulka-Spur führt durch das Hochtal zwischen Luulampi und Rautulampi, wo der Wind kräftig weht.

In Rautulampi biegt auch die letzte Loipe ab und wir laufen durch eine gut sichtbare Pulka-Spur zur ersten Wildnis-Hütte am Lankojärvi. Durch den Wald kommen wir auf der Spur zügig voran, zwischendurch erhaschen wir immer wieder Blicke auf die unbewaldeten Hügel, die Fjälls.

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Sonnenschein im spärlichen Hochwald

Abends werden wir an der Hütte von Rentieren besucht. Zwei Rener, so die korrekte Mehrzahl im Deutschen, laufen ganz ohne Scheu rund um die Hütte, graben mit den Hufen im festgetretenen Schnee und lassen sich auch durch Fotos nicht stören. Ganz Lappland ist mittels Zäunen in Reviere unterteilt, in denen die Rentiere frei umher laufen können. Sie tragen alle eine Ohrmarkierung, die den Eigentümer anzeigt. Zwei mal im Jahr werden Sie mithilfe von Hubschraubern und Schneemobilen zusammengetrieben um die Kälber zu markieren und die zu schlachtenden Tiere auszusondern. Das Rentierfleisch ist ziemlich teuer, 200g Schinken kosten im Laden in Saariselkä gut 20€. Darauf haben wir dann doch verzichtet…

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Die Rentiere sind recht zahm und kommen gern in die Nähe der Hütten.

Am Morgen geht es über die zugefrorenen Seen im Tal nach Süden, bevor wir nach Osten in Richtung des Luirojärvi abbiegen. Vor uns liegt die Wasserscheide zwischen Nordmeer und Ostsee. Anfangs sind wir auf einer Schneemobil-Spur unterwegs, aber bald gibt es nur noch eine Pulka-Spur. Diese führt durch das Tal langsam höher und es beginnt leicht zu schneien.

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Verschneites Bachtal im Wald.

In der Nähe des Passes lichtet sich der Wald und wir laufen, nun im strahlenden Sonnenschein, durch ein Winterwunderland. An einer windgeschützten Stelle machen wir Pause, trampeln ein Stück Schnee fest und machen es uns auf der Isomatte gemütlich. Ein Schritt ohne Ski ist trotzdem kaum möglich, so gut trägt der Schnee nun auch wieder nicht. Der alles bedeckende Schnee glitzert hell in der Sonne und wir sind froh über die Sonnenbrille. Ohne wäre es wohl sehr schnell schwer, überhaupt irgendetwas zu sehen.

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Im Hochtal sind die Büsche unter dicken Schneehüllen verborgen.

Der Luirojärvi empfängt uns als große weiße Fläche, auf der der Wind die vorhandenen Spuren fast vollständig verweht hat. In der Abendsonne haben wir einen klaren Blick auf das Fjäll des Sokosti, das sich nord-östlich vom See erhebt. Der Weg über den See ist recht lang und relativ ereignislos, aber schließlich kommen wir auf der Südostseite an. Dort gibt es eine ganze handvoll Hütten, einige davon nur zu mieten. Dieser Platz ist der zentrale Platz des Nationalparks - fast jeder kommt hier mindestens einmal vorbei. Dementsprechend ist die Hütte am Abend denn auch gut gefüllt, obwohl sie für 20 Personen ausgelegt ist.

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Blick auf den Sokosti über den zugefrorenen Luirojärvi.

Den nächsten Tag nutzen wir für einen Aufstieg auf den Sokosti und lassen unser Gepäck in der Hütte zurück. Nur ein paar zusätzliche Jacken und etwas Proviant nehmen wir mit hinauf. Der Aufstieg beginnt mit einer Skispur im Wald. Diese erleichtert uns den Weg durch den Tiefschnee und geht geradezu den Berg hinauf. Als der Wald sich lichtet wird auch der Schnee fester, da ihn der Wind hier oben umschichtet und verdichtet. Mit unseren Ski kommen wir deutlich steiler den Berg hinauf, sodass wir die Spur bald verlassen und uns geradezu auf den Berg begeben. Oben angekommen finden wir den völlig vereisten Funkturm und einen mit Eisbergen übersääten Gipfel vor. Der Funkturm sorgt für Mobilfunk-Empfang und wird hauptsächlich für Notrufe und Kommunikation der Rentier-Hirten verwendet.

Im strahlenden Sonnenschein und praktisch ohne Wind genießen wir die Aussicht in alle Richtungen. Südwestlich erstreckt sich der See, umgeben von dichtem Wald. Im Osten und Norden erstreckt sich das Fjäll, weiße Bergkuppen soweit das Auge reicht.

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Auf dem Sokosti hat man einen weiten Blick ins Land.
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Blick vom Sokosti über den Luirojärvi nach Westen.

Das fantastische Wetter nutzen wir, um eine große Runde über das Fjäll zu drehen. Zuerst begeben wir uns zum Nachbargipfel im Nordwesten. Der inhomogene und teils sehr fest gefrorene Schnee macht selbst flache Abfahrten zu einem spannenden Erlebnis. Gerade mit Rucksack ist das nicht so ganz einfach und so fliegen wir ein paar Mal fröhlich in den Schnee.

Nach und nach verbessern sich aber unsere Abfahrts-Fähigkeiten und wir finden Gefallen an den Abstiegen. Über die Hügel laufen wir weiter nach Nordwesten und steigen so ganz gemütlich in Richtung des Tals wieder ab. Dieses erreichen wir erst im Sonnenuntergang, die 5km Rückweg laufen sich auf der Schneemobil-Spur ganz hervorragend in einer halben Stunde weg. Nebenbei gibt es immer wieder schöne Blicke durch die sonnenbeschienenen Niederungen. Die rötliche Borke der Kiefern leuchtet im warmen Abendlicht dann ganz besonders schön.

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Sanfte Abfahrten auf dem Fjäll in der Abendsonne.
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Abendsonne im Wald

Am Abend halten wir auf dem See direkt vor der Hütte Ausschau nach Nordlichtern. Zuerst können wir die weißlichen Streifen am Himmel nicht zweifelsfrei als Nordlicht identifizieren - von Bildern kenne ich das Phänomen doch als sehr viel farbiger. In den Fotos erscheint es jedoch dann sehr grün, und wir freuen und staunen und beobachten das An- und Abschwellen des Lichts. Zurück an der Hütte zeigt das Thermometer -25°C.

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Nordlicht sieht in der Realität oft nicht so farbenfroh aus wie auf Fotos - so auch hier.

Ab folgenden Morgen ist es zwar kalt aber bewölkt. Das Packen gestaltet sich in der engen Hütte recht schwierig, aber irgendwann haben wir alle unsere Sachen beieinander und brechen auf. Es geht wieder in Richtung Westen nach Tuiskukuru. Die Etappe führt über die Berge, ist jedoch nicht sehr lang und verläuft auf einer Schneemobilspur. Daher unternehmen wir von der Hütte noch einen Ausflug nach Süden entlang des Tals. Wir folgen einer anderen Schneemobilspur bis zum Rentierzaun und machen dann den kühnen Versuch, durch den Tiefschnee mitten durch den Wald zurückzugehen. Unter einem Baum trinken wir mitten im Wald unseren Tee und bestaunen die Flechten an den Bäumen. Der Abstecher in den Tiefschnee findet nach weniger als 2km sein Ende, als wir uns zurück auf die Spur begeben. Während es leicht schneit laufen wir auf unseren schon teils verwehten Strukturen zurück zur Hütte und treffen dorf auf unsere Hüttengenossen für die Nacht, zwei Finnen. Von Ihnen erfahren wir vielen über die Geschichte Finnlands, die Region und die Natur in Lappland.

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Auch mit Schneefall ist das Skiwanders schön.

Auch der nächste Tag, weiter nach Westen, zuerst überst Fjäll dann durch das Suomujoki-Tal verspricht nicht allzu lang zu werden. Kurz vor Abfahrt kommt ein Schneemobil aus der angepeilten Richtung, sodass wir der ganz frischen Spur folgen können. In der Hochtälern laufen wir lange durch spärlichen Wald und genießen Sonnenschein und tief verschneite Landschaft. Zwischendurch machen wir - ohne Gepäck - einen Ausflug auf das Vintilätunturi (Vintilä-Fjäll). Zuerst durch den tiefen Schnee, dann oben durch starken Wind und auf kompaktem Schnee. Von dort haben wir einen guten Rundum-Blick und sehen zum ersten Mal das Nattaset - ein Fjäll von reichlich 500m Höhe im Süden des Nationalparks. Der starke Wind lässt uns jedoch nicht lang verweilen, und wir sausen bergab zurück zu unserem Gepäck und setzen unseren Weg in Richtung Suomunruoktu fort.

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Blick vom Fjäll zu den Nattaset - zwei charakteristischen Bergen im südlichen Nationalpark.

Zuerst finden wir dort die alte Hütte, eine ehemalige Sauna. Sie ist heute Museum - hat also eine Infotafel außen dran und wird nicht mehr genutzt. Die neue Hütte liegt rund 500m den Bach hinauf. Dort angekommen ist noch Zeit für einen Ausflug, sodass wir uns ohne Gepäck zum Kopsusjärvi aufmachen. Dieser liegt in etwa 4km Entfernung auf der anderen Seite der Wasserscheide. Wir finden eine verschneite Skispur, beginnend an der alten Hütte und folgen ihr durch den Kiefernwald. sie führt uns auf einem umgestürzten Baum über einen Bach, ein enges Seitental hinauf vorbei an zugefrorenen Tümpeln, bis wir schließlich das Moorgebiet des Tammukkalampi erreichen.

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An der Wasserscheide zwischen Ostsee und Eismeer.

Von dort ist es nur noch ein kurzer Weg bis zum See, der still und fast ohne Skispuren im Wald liegt. Wieder taucht das warme Abendlicht die Wälder in augenschmeichelndes Rot und das Nattaset ist über den See deutlich zu sehen.

Auf dem Rückweg frieren uns in einer Pfütze die Felle unter den Ski ein, sodass an Gleiten nicht mehr zu denken ist. Die Ski verhalten sich nun wie lange Schneeschuhe und wir müssen sie über Nacht in der Hütte trocknen, bevor wir wieder vernünftig fahren können. Wieder eine Lektion gelernt!

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Der Kopsusjärvi liegt still eher abseits der hochfrequentierten Routen.

Der nächste Tag beginnt recht grau und wird unser letzter Tag in der Wildnis sein. Da wir am Abend wieder in einer Tagesausflugshütte übernachten und dort nicht zu früh ankommen wollen, lassen wir uns beim Aufbruch Zeit.

Das Wetter ist eher gemischt, neben durchziehenden Schneeschauern und Wolkenfeldern gibt es immer wieder auch sonnige Abschnitte. Ein Schneeschauer erwischt uns auf einem windigen Fjäll. Die zugewehte Spur ist plötzlich praktisch nicht mehr zu erkennen, der Horizont verschwindet und der Whiteout ist perfekt. Wir halten uns an die Konsistenz des Schnees, die in der Spur leicht anders ist und erreichen so, der Schneeschauer lässt plötzlich nach, die erste Loipe des Skigebiets. Nach ein paar hundert Metern auf der Loipe, das Wetter ist inzwischen wieder sonnig, beschließen wir die Querung des Nilanpää, eines benachbarten Fjälls. Damit umgehen wir die Loipen und haben noch ein bisschen Natur für uns.

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Übers Fjäll bei Wind.

Die Abfahrt über das Fjäll ist für uns die erste wilde Abfahrt mit Gepäck und macht sehr viel Spaß. Das Gelände ist nicht sehr steil und der Seitenwind lässt sich nach Belieben zum Bremsen oder Beschleunigen nutzen. In Luulampi angekommen wärmen wir uns mit Tee und schreiben ein paar Postkarten. Erst spät brechen wir wirklich zur Hütte auf. Anstatt er Loipe zu folgen, laufen wir noch ein bisschen durch den Tiefschnee des Flusstals. Die Hütte Rumakuru vanha - die alte Schluchthütte - ist ein gemütliches Hüttchen am Berghang. Wir finden sie zwar noch warm, aber leer vor und machen uns dort breit. Holz holen, Anfeuern, auspacken - zum ersten mal haben wir eine Hütte ganz für uns. In Ermangelung von flüssigem Wasser schmelzen wir einen Eimer schnee auf dem Ofen und kochen uns Tee und Essen auf dem Benzinkocher.

Beim Zähneputzen bestaunen wir die durch die Wolkenlöcher flimmernden Nordlichter. Durch die niedrigen schnell fliegenden Wolken bekommt das Licht ganz neue Muster.

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Hütte mit Nordlicht

Am Morgen packen wir ein letztes mal unsere Pulka und begeben uns auf den Loipen nach Saariselkä. Auch ein Umweg übers Fjäll kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Tour nun vorbei ist und wir wieder im lauten Wintersportzentrum angekommen sind. Nach der Rückgabe der Ausrüstung packen wir unsere Sachen in die Rucksäcke und fühlen uns auf einmal so schlecht für den Winter um uns herum ausgerüstet. Ein Ausflug zu Fuß auf den Kaunispää - den Hauptwintersportberg mit Hotels, Lifts und Abfahrshängen - gibt uns noch einmal Rundumsicht, aber auch die volle Dröhnung Wintersporttourismus. Von oben wird deutlich, dass Saariselkä nichts als Bettenburgen beinhaltet. Laut Wikipedia hat es bei 311 Einwohnern über 10.000 Übernachtungsbetten. Trotzdem wirkt es nicht sehr hektisch, typisch arktisch liegen die Häuser weit voneinander entfernt und man läuft an vielen Stellen durch den Wald.

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Zivilisation in Saariselkä ist auch eher dünn gesäht.

Eine tolle Tour liegt hinter uns und es ist klar: Das wird nicht die letzte Skitour gewesen sein. Die gute Versorgung der Hütten gibt es auch in anderen nordfinnischen Nationalparks und auch andere Ziele stehen schon auf der Wunschliste. Wenn man bloß anders als mit dem Flugzeug anreisen könnte…

Die Wanderung mit der Pulka im Schnee hat ihre ganz besonderen Reize. So ist das Gewicht viel weniger ein Problem, ganz anders als beim Rucksackwandern. Viele Finnen brachten große Vorräte an frischen Lebensmitteln mit und brieten Speck, Eier und Kartoffeln. Um die Konservierung muss man sich ja auch bei Kühlschranktemperaturen keine Sorgen machen.

Ohne Spuren ist die Orientierung schwierig, und im Nationalpark sind mit Absicht keine Wege markiert. Dadurch ist die Navigation im Wald durchaus herausfordernd, auf dem Fjäll hingegen bei ausreichender Sicht unproblematisch.

Karte: 1:50.000 Urho Kekkosen Kansalilispuisto, Calazo. Mit UTM-Gitter, Hütten-Koordinaten und Höhenlinien im 5m-Abstand eine sehr brauchbare Karte. Winterwege müssen nicht den Sommerwegen entsprechen!