Im zweiten Teil meiner Grönlandserie erzähle ich über die Tour am Eisfjord von Ilulissat. Die drittgrößte Stadt Grönlands hat ca. 5000 Einwohner und liegt an der Disko-Bucht direkt nördlich der Mündung des Eisfjords. Dieser ist UNESCO-Weltnaturerbe und das beliebteste Touristenziel Grönlands. Ilulissat ist mit 4500 Einwohnern die drittgrößte Stadt des Landes und das wirtschaftliche Zentrum der Disko-Bucht. Durch seinen Flughafen und die Nähe zum Eisfjord ist es Ausgangspunkt von Forschungs- und Freizeitexpeditionen zu den umliegenden Fjorden und zum Inlandseis. In Ilulissat traf ich eine schweizer Sportlehrerin, die mit ähnlichem Zeitbugdet ausgestattet eine ähnliche Route geplant hatte, sodass wir uns zusammen taten. Die Route führte entlang des Fjords nach Osten, und dann entlang eines Flusses hinüber zur Disko-Bucht und zurück nach Ilulissat.

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Routenübersicht

Schon der Anflug mit dem Flugzeug über den Eisfjord und die Diskobucht war spektakulär. An der Mündung des Fjords in die Bucht blockiert eine Flachstelle den Weg aufs offene Meer für die großen Eisberge, sodass sich das Eis dahinter staut. Beim Anflug war diese Barrieres wunderbar zu sehen.

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Blick aus dem Flugzeug auf die Eisbarriere des Fjords.

In der Stadt hielten wir uns nicht lange auf, sondern begaben uns direkt zum Eisfjord. Direkt südlich der Stadt gibt es einen kurzen ausgebauten Pfad, der der auch für nicht-Wanderer geeignet ist. Schon bald standen wir so fast am Rande des Fjords. Der Weg führt allerdings immer etwas oberhalb entlang, da zerbrechende und kippende Eisberge spontan eine hohe Welle erzeugen können. Daher wird vom dem zu niedrigen Campen an Eisfjorden gewarnt.

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Vom Rand des Fjords blickt man über ein weißes Meer.

Nach wenigen Kilometern auf ausgetretenen Wegen verschwanden die Touristen vollständig. An vielen Stellen war ein Pfad zu sehen, der durch die steinige und karge Landschaft führte. Übernachtet haben wir in einer Jagdhütte am Fjord. Sie roch etwas nach Fisch und war auch schwerlich mückenfrei. Rundherum lag viel Abfall, zum Großteil verkokelte Konservendosen und ähnliches. Die Grönländer haben so viel Natur, dass manche damit sehr verschwenderisch umgehen.

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Die Jagdhütte am Fjord

Den Tag beschlossen wir mit einem ausgedehnten Ausflug auf einen nahegelegenen Hügel, wo wir lange saßen und das Eis beobachteten und über den Fjord blickten. Von einem großen Eisberg in etwa einem Kilometer Entfernung sahen wir ein großes Stück abbrechen. Das rumpelte, drehte sich und brachte das Eis in der Umgebung in Bewegung. Das Schauspiel dauerte mehrere Minuten, sehr eindrucksvoll. In der Ferne konnten wir den Gletscher sehen.

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Blick über den Fjord zum Gletscher.

Nahe der Hütte gab es eine kleine Bucht, in der manche Eisberge aufgrund der Tide, die hier bis zu 3m beträgt, auf dem Steinstrand aufsaßen. Die Kletterversuche scheiterten jedoch kläglich, da das Eis glatt ist und keinerlei Angriffspunkte zum klettern bietet.

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Die Tide lässt manche Eisberge in den Buchten anlanden.

Der nächste Tag führte uns, nach einigem Weg suchen und intensivem Karte lesen, weiter oberhalb des Fjords, zu einem See, dem Nalluarsuup Tasia. Auf dem Weg dorthin fanden wir viele Birkenpilze, die vom Wetter schon zu Trockenpilzen geworden waren. Sowohl als Zutat zum abendlichen Kochen als auch als Zwischenmahlzeit waren sie wunderbar. Am See gibt es 2 Hütten, eine davon auf einer Landzunge direkt am See. Leider war der gesamte Boden zentimeterhoch mit toten Fliegen bedeckt und die Hütte auch sonst in äußerst schlechtem Zustand, dass wir uns dort nicht aufgehalten haben. Die zweite Hütte ist eher ein Ferienhaus, sah extrem komfortabel, aufgeräumt und sauber aus, war aber auch verschlossen, sodass wir uns neben dem Haus im Zelt niederließen. Die Veranda bot allerdings einen guten Platz zum Kochen. Der Weg sollte von dort aus nordwärts führen, um dann auf die Dinko-Bucht zu treffen. der Einstieg in den Weg fand sich in einer Schlucht aus groben Steinblöcken. Was eines jeden großen Jungen Traumwanderweg ist, ist mit 30kg Gepäck nicht mehr ganz so großartig. An dieser Stelle war ich für die Wanderstöcke sehr dankbar.

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Einstieg durch die steinige Schlucht

Die Schlucht weitete sich wenig später zu einem flachen steinigen Tal und der Fluss, den wir vorher zwischen den Steinen gehört hatten, verteilte sich gleichmäßig über den gesamten Talboden. Durch eine weitere Schlucht mit einem Wasserfall gelangten wir in ein weiteres dieser flachen Täler. Auf der Karte hörte am Talbeginn auch der Fluss auf, der Fluss war ja sowieso überall.

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Zwischendurch gab es flache Täler

Eine weitere Schlucht namens Uujuup Kuua führte uns dann zur Bucht. Auf dem Weg mussten wir teils über überspülte Steine klettern, oder an der steilen Hängen ein Stück aufsteigen, um weiter zu gelangen. Auch hier waren die Stöcke eine große Hilfe. Auf den letzten Metern zerbrach dann sogar der eine Wanderstock meiner Begleiterin, Karbon-Stöcke würde ich nicht weiterempfehlen! Insgesamt waren es sieben schwierige Kilometer von der Hütte bis zur Bucht.

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Blick aus der Schlucht zur Diskobucht

An der Bucht angelangt hatten wir einen Blick quer über die Bucht zum unbewohnten Ostufer der Disko-Insel und über die Ferien- oder Jagdhäuser entlang der Bucht. Erst in Relation zu dem Häusern wurde die Größe der Eisberge deutlich.

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Die Disko-Bucht ist mit Eisbergen übersäät.
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Entlang der Küste sind Jagd- und Wochenendhäuser verstreut.

Die folgende Strecke auf dem markierten Wanderweg zwischen Ilulissat und Oqaatsut, einer kleinen Siedlung 20km nördlich, kamen wir schnell voran und erreichten bald den Flughafen. Dessen Gelände liegt in einer der wenigen flachen Gegenden bei Ilulissat und ist nur von einem symbolischen Zaun umschlossen. Der besteht aus 2 Drähten und ein paar Schildern “Flugplatz. Bitte nicht betreten”. Lediglich zum Parkplatz hin ist ein engmaschiger Zaun angebracht, um allzu Neugierige fern zu halten.

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Der Flughafen Ilulissat von Norden.

Am Flughafen trennten sich unsere Wege, und ich begab mich in die Stadt, um mich auf den dritten Teil meiner Reise vorzubereiten: die Wanderung auf der Disko-Insel. Dafür galt es, meine Schuhe zu reparieren, wo sich die Sohle ablöste, und mein Proviantpaket von der Post abzuholen. Outdoorfood ist auch in Grönland nicht so einfach zu bekommen.

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Selbst im Hafen gibt es Eisberge.

Der Hafen von Ilulissat, ein enger Naturhafen voller kleiner Boote, machte seinem Namen alle Ehre und war ebenso wie die Bucht voller kleiner Eisberge. Die große blaue Halle beherbegt die lokale Fischfabrik, wo auch immer wieder große Fangschiffe anlegen.

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Auf dem Weg nach Qeqertarssuaq

Am nächsten Morgen ging es mit der Fähre zur Disko-Insel, aber das soll ein andern mal erzählt werden.