2015 war ich für einige Zeit in West-Grönland und habe dort mehrere Touren machen können. Die erste Tour war der Arctic Circle Trail (ACT) zwischen Kangerlussuaq und Sisimiut, wo wir zu zweit unterwegs waren.

Grönland: der Arctic Circle Trail images/act/map.webp

Der ACT erstreckt sich auf rund 160km über den eisfreien Küstenstreifen Grönlands und existiert seit 1990, als man einfach entlang der traditionellen Route einige Steinmännchen (Cairns) aufstellte und mit dem Symbol der auf- oder untergehenden Sonne, also einem gefüllten halben oberen Halbkreis, versah. Kangerlussuaq, unser Ausgangspunkt, ist per Flugzeug direkt von Kopenhagen zu erreichen und liegt nur wenige Kilometer vom Inlandseis entfernt. Kangerlussuaq ist keine schöne Stadt. Es ist nämlich weder besonders schön, noch ist es eine Stadt. Die 600 Menschen, die dort leben, arbeiten entweder direkt oder indirekt am Flughafen, in der Versorgung der Stadt oder im Tourismus. Die Siedlung ist um den Flughafen herum gequetscht und hat nicht besonders viel Charme zu bieten. Früher war der Flugplatz eine Militärbasis der USA, die den Flughafen auch heute noch gelegentlich nutzen. Der Flughafen ist für sein gutes Wetter bekannt, bei 300 klaren Tagen im Jahr ist Wetter hier selten ein Problem. In Kangerlussuaq gibt es eine Tankstelle, direkt westlich vom Flughafengebäude, gegenüber der Polar Lodge. Dort kann man nur mit einer lokalen Tankkarte tanken, und das Benzin enthält Anti-Gefrier-Zusätze. Um dort an Benzin zu kommen muss man auf jemandes guten Willen warten… Wer andere Brennstoffe bevorzugt findet diese wie folgt: Gaskartuschen gibt es in der Polar Lodge, in der Kaufhalle und im Touristenladen neben der Kafeteria im Flughafengebäude. Reinigungsbenzin, das sich auch für Kocher eignet, gibt es ebenfalls in der Kaufhalle gegenüber des Flughafens. Es steht in grünen 500ml-Flaschen von Borup zum Verkauf. Es heißt auf dänisch ‘’lampeolie’’ oder ‘‘benzin’’.

Grönland: der Arctic Circle Trail images/act/1.webp
Kangerlussuaq vom Ravneklippen

Von Kangerlussuaq zum Inlandseis führt die derzeit längste Straße Grönlands. Sie wurde von VW um 2000 herum als Teststrecke für SUVs erbaut, aber schon bald wieder verlassen. Heute fahren auf dieser buckligen Piste für Touristentransport umgerüstete LKW Besucher zum Inlandseis. Der Point 660 genannte Endpunkt der Straße liegt direkt an einem toten Teil des Inlandseises. Seinen Namen hat er von seiner Höhe, die in den alten Saga Maps mit 660m angegeben ist. In den wesentlich genaueren Karten von Greenland Tourism jedoch nur wenig mehr als 500m hoch. Der Name ist trotzdem noch gebräuchlich. Da die Reiseanbieter horrende Preise für einen Transport verlangen (90€ p.P. für eine Richtung, ohne Mitnahmegarantie fürs Gepäck!), entschieden wir uns für den Gang zu Fuß. Die Straße führt durch eine trockene Landschaft, zwischen ein paar verseuchten Seen hindurch und am Sugar Loaf vorbei ins Sandflugtdalen, ein arides Tal mit großen Sandanhäufungen. Am Eingang der Straße warnt ein Schild vor Moschusochsen. Diese Verwandten der Ziegen kommt in der Umgebung häufig vor, haben sich jedoch durch intensive Bejagung in den letzten Jahrzehnten weiter nach Süden in schwerer erreichbare Gegenden zurückgezogen.

Grönland: der Arctic Circle Trail images/act/2.webp
Die Warnungen vor Moschusochsen stammen aus einer Zeit, als sie noch nicht so intensiv bejagt wurden.

An der Straße zum Inlandseis haben wir tatsächlich keine Moschusochsen gesehen, südöstlich von Kangerlussuaq hinter der steil aufragenden Ravneklippen und den Radartürmen der dänischen Armee gibt es jedoch den Store Saltsø, den alten Salzsee. Dort existiert eine jagdfreie Zone, wo man hin und wieder Moschusochsen findet, die zum Salz lecken in die Moose in der Nähe des Sees kommen. Sie sind jedoch sehr scheu und fliehen, sobald sie sich gestört fühlen.

Grönland: der Arctic Circle Trail images/act/3.webp
Östlich des Ravneklippen am Store Saltsø kann man manchmal Moschusochsen antreffen.

Die Straße zum Eis war ein hartes Brot. Es war heiß, sonnig und staubig, aber zum Glück nahmen uns ein paar US-amerikanische Wissenschaftler mit, die zum Russel-Gletscher fuhren. Diesen erreicht man nach etwa 20km, und damit den ersten Teil des Inlandseises. Der Gletscher selbst ist nicht zugänglich, aber von der Straße führt ein Wanderweg über den Hügel zum vor dem Gletschen fließenden Fluss. Die Felsen des Hügels sind vom Eis ganz glatt geschmirgelt und weisen deutliche Längsrillen auf.

Grönland: der Arctic Circle Trail images/act/4.webp
Die Felsen sind ganz glatt gescheuert von den Gletschern
Grönland: der Arctic Circle Trail images/act/5.webp
Der Russels-Gletscher ist der nächste Punkt des Inlandseises von Kangerlussuaq.

Das Eis des Gletschers bildet eine hohe Mauer, unter der der Fluss vorbeitost. Hin und wieder bricht ein Stück der Eiswand unter Tosen ein und stürzt in den Fluss. Selbst von unserem Zeltplatz am Aajuitsup Tasia rund 2km entfernt haben wir die Abbrüche manchmal gehört. Am nächsten Tag sind wir die verbliebenen 12km zum Eis gelaufen, diesmal ohne Gepäck. Das blieb im Zelt. Die Piste führte nun am Gletscher entlang durch das Israndsdalen hinauf bis zum Eis.

Grönland: der Arctic Circle Trail images/act/6.webp
Im Israndsdalen führt eine Schotterstraße zum Point 660

Unterwegs sahen wir Polarhasen und Rentiere, die sich im Sommer zum Eis zurückziehen und dort ihre Jungen aufziehen. Durch die Straße ist das Gebiet zwischen Kangerlussuaq und Inlandseis besonders gut zugänglich. Das schätzen auch Klima- und Umweltforscher aus der ganzen Welt. Daher gibt es entlang der Straße immerwieder Messstationen, oder man trifft Wissenschaftler bei der Feldstudie. Die Straße endet am Eis in mehreren großen Moränen, durch die man steigen muss, eh man auf das Eis kommt. Der Wind weht stark und kalt vom Eis herunter und von der Hitze aus dem Sandflugtdalen ist nichts mehr zu spüren.

Grönland: der Arctic Circle Trail images/act/7.webp
Auf dem Inlandseis weht ein starken Wind

Das Eis ist mit Schmelzwasserbächen übersäät und überhaupt nicht glatt, sondern sehr rau. Ein seltsames Gefühl, auf das Eis zu schauen und zu wissen, dass dort 2000km nichts außer Wüste ist. Der Rückweg zum Zelt war uns der gleiche, und die 25km auf staubiger Buckelpiste waren auch ohne Gepäck anstrengend. Nach dem Besuch am Eis machten wir uns auf nach Kangerlussuaq und zum ACT. Auf der Karte gibt es einen Weg nördlich der Straße auf dem Höhenzug parallel zum Sandflugtdalen, eine vielversprechende rot gepunktete Linie. Diese stellte sich jedoch nicht als Weg sondern eher als Routenvorschlag durch die Wildnis heraus. Das Gelände ist buschbewachsen und trocken, und selbst die dort vorhandenen Seen sind nur versumpfte Tümpel, in denen Schmelzwasserreste vor sich hin gammeln. Diesen Weg verließen wir bald, um uns weiter unten durch die Halbwüste des Sandflugtdalen zu kämpfen. Hinter dem Sugar Loaf wurden wir dann noch ein paar Meter bis nach Kangerlussuaq von einigen Wissenschafltern mitgenommen. Der Weg von Kangerlussuaq zum Hafen, wo die Straße nach Kellyville und zum ACT abgeht, ist asphaltiert und führt entlang des Fjords durch die Hügel. Die Straße ist nicht besonders schön, und zum Glück nahm uns ein freundlicher Grönländer in seinem Auto bis zum Hafen mit. Die staubige Piste führt von dort nach Norden durch Kellyville, einer Siedlung rund um das Radioteleskop Sondrestrøm Upper Atmospheric Reseach Facility, das dort die Ionosphäre untersucht. Rundherum wohnten zu der Zeit 7 Leute, die in Wartung und Betrieb der Anlage beschäftigt sind. Auf der nächsten Hügelkuppe begann dann, zwischen einem alten Hundeschlitten und einem ehemaligen Antennenfundament aus Beton recht unspektakulär gelegen, der Arctic Circle Trail.

Grönland: der Arctic Circle Trail images/act/8.webp
Baumwollgras auf dem ACT

Der Weg führt anfangs durch ein Gebiet mit einigen Brackwasserseen, durch sanfte Hügel und Wiesen voller Baumwollgras. Dabei kamen wir auch an der ersten Hütte vorbei, der einzigen inoffiziellen Hütte am Weg. Die Hundesø-Hütte besteht aus einem alten Caravan, an den verschiedene Holzhütten angebaut sind. Das Ergebnis ist eine verwinkelte und leider auch recht vermüllte Hütte, die nicht zum Verweilen einlud. Wer die Wahl hat, wird hier wohl kaum übernachten…

Grönland: der Arctic Circle Trail images/act/9.webp
Der Weg ist mit Steinmännchen mit roter Markierung gekennzeichnet.

Der Trail ist meist gut sichtbar, und durchgängig mit markierten Steinmännchen gekennzeichnet. Diese stehen zwar recht weit auseinander, der ausgetretene Pfad ist jedoch meist ausreichend. Manchmal verzweigt sich der Pfad jedoch, oder weicht von den Steinmännchen ab, dann ist ein Blick in die Karte hilfreich.

Grönland: der Arctic Circle Trail images/act/10.webp
Seen und Hügel prägen den östlichen Teil des ACT

Der in den Karten eingezeichnete Zeltplatz, auf dem Übergang zwischen den ersten beiden Blättern, eine flache grasbewachsene Zunge zwischen zwei Seen, war unser erstes Nachtlager auf dem ACT. Diese Stelle kann ich nur empfehlen.

Grönland: der Arctic Circle Trail images/act/11.webp
Wundervolle Landschaft

Durch Hügellandschaft und an Seen vorbei gelangt man zur ersten offiziellen Hütte, Katiffik. Diese liegt am Amitsorsuaq, an dem die Route nun 20km entlang des Südufers führt. Es gibt hier einige Kanus aus Aluminium, wir haben 4 gezählt. Davon waren aber 3 mehr oder weniger beschädigt und nur eins gut intakt. Wer auf die Kanufahrt nicht verzichten will muss hier einige Zeit und auch Material einrechnen, um die Kanus seetauglich zu kriegen - Erfolg nicht garantiert!

Grönland: der Arctic Circle Trail images/act/12.webp
Auf dem Amitsorsuaq gibt es Kanus, die meisten sind aber schwer beschädigt

Auf der anderen Seite des Amitsorsuaq gibt es das Canoe Center, eine früher bewirtschaftete geräumige Hütte. Die Landschaft wird nun wesentlich bergiger, die Hügel höher und steiler, da hier die Gletscher weniger Material abgetragen haben. Der Weg führt weiter zum Tasersuaq (grönl.: großer See, ein verbreiteter Name hier), an dessen südlichem Seitenarm vorbei man in ein Hochplateau aufsteigt, wo die nächste Hütte, Ikkattooq, liegt. Von dort hat man einen Blick über das Tal des Itinneq, den man nach dem Abstieg und der Durchquerung des feuchten Talgrunds überwinden muss. Es gibt einerseits eine simple Holzbrücke, aber der Pfad führt zur vielbenutzten Furt. Die Brücke befindet sich in einiger Entfernung flussabwärts, wo man durch die feuchten und buschbestandenen Flussauen nur schwer hinkommt. Die Furt hingegen ist einfach zu finden und es macht Spaß, sie zu queren.

Grönland: der Arctic Circle Trail images/act/13.webp
Über den Itinneq (Oles lakselv) gibt es zwar eine Brücke, die Furt ist jedoch bequemer zu erreichen und bei normalem Wasserstand auch gut zu durchqueren.

Nach der Querung wandert man eine Weile entlang des Itinneq, bevor es zur nächsten Hütte mit dem tollen Namen Eqalugaarniarfik hinauf geht. Von dort Blickt man auf einen Ausläufer des Fjords Suluppaavarsiorfik, das erste Anzeichen der Küste. Im Folgenden geht es eine Weile entlang einer alten Baustraße, die vom Fjord hinauf zu einigen Seen führt. Dort wurden die Abflüsse von Seen verbaut und andere Durchbrüche geschaffen, um das Einzugsgebiet eines anderen Tasersuaq (nördlich von Sisimiut, hier) zu vergrößern. Der liegt rund 90m über dem Meeresspiegel und sein Wasser wird genutzt, um Strom für Sisimiut zu erzeugen. Dafür wurden Tunnel in das Gestein gegraben, Turbinen installiert und eine Hochspannungsleitung über einen Ford und 2 Bergketten errichtet. Damit muss die Energie für Sisimiut nun nicht mehr aus der Verbrennung von Erdöl gewonnen werden. Die verfallende Baustraße verlässt man jedoch bald wieder, und es geht weiter durch unberührte Natur. Auf der rechten Seite erscheint die Taseeqqap Saqqaa, eine Bergkette mit bis zu 1400m hohen Gipfeln. Sie ist, bei entsprechender Vorbereitung an einem Tag zu erklimmen. Als Basecamp bietet sich der in der Karte verzeichnete Zeltplatz an. Diesen Abstechen haben wir unter anderem aufgrund kühlen und windigen Wetters unterlassen. Später erreicht man die Hütte Innajuatoq, die eigentlich zwei Hütten hat. Die kleine Hütte auf dem Berg passt für 3-4 Personen, das Haus am See ist geräumig und hat die Bezeichnung ‘‘Hütte’’ nicht verdient. Leider ist es rundherum sehr verdreckt, wahrscheinlich von der winters hier rastenden Jägern, die ihren Müll einfach im Schnee verbergen, anstatt ihn wieder mit nach Hause zu bringen.

Grönland: der Arctic Circle Trail images/act/14.webp
Blick von der kleinen Hütte Innajuatoq zurück zu den Taseeqqap Saqqaa.

Weiter geht es, über den höchsten Punkt des ACT in ein Tal namens Nerumaq. An dessen erster Biegung liegt die Hütte Nerumaq oberhalb eines kleinen Sees auf einem Plateau. Dieser See ist, so erfahren wir in unserem Wanderführer, voller wohlschmeckender Fische. Mit unserem primitiven Angelgerät und ‘‘ohne’’ eigentlich notwendige Angelerlaubnis haben wir uns am Fischfang versucht. Die Ergebnisse übertrafen unsere Erwartungen gewaltig.

Grönland: der Arctic Circle Trail images/act/15.webp
Frisch gefangener Fisch schmeckt ganz besonders gut

Drei Seesaiblinge (arctic char) haben wir erbeutet. Ausnehmen und filetieren ist auch erstaunlich einfach, und gebraten schmeckte er, als Abwechslung vom Outdoor-Essen, einfach wunderbar. Im weiteren Verlauf gelangten wir bald an einen Fjord, und erlebten dort einen eher regnerischen Tag in der Hütte Kangerluarsuk Tulleq. Mit uns dort war ein Paar aus Österreich/Deutschland, mit denen wir uns sehr interessant und spannend unterhielten. Am folgenden Tag begaben wir uns auf die letzte Etappe, auf einem sehr feuchten Weg entlang des Fjords und über einen Sattel nach Sisimiut. Die Zivilisation war ungewohnt, nach fast 2 Wochen menschenleerer Natur, das wurde durch die Vorstädte verstärkt. Auf der Karte und im Reiseführer war ein Zeltplatz östlich der Stadt angegeben, etwas außerhalb. Dort gab es jedoch außer einem grasbewachsenen Feld keine weitere touristische Infrastruktur, und auch Zelte gab es außer unserem eigenen nur 2, und die schienen verlassen zu sein. Vom Zeltplatz aus führt eine Straße in die Stadt, zu beiden Seiten sind dorf Schlittenhunde angebunden. Diese Hunde sind zwar keine Wölfe, aber zahm sind sie auch nicht. Sie sind mit dicken Ketten festgebunden und in ihrer Reichweite wächst kein Hälmchen Gras. Überall stehen dort Hunde- und Motorschlitten herum, und die Hunde bellen, heulen und kläffen ständig. Ein bisschen unheimlich. In die Innenstadt kommt man durch die Außenbezirke, mit Wohnblocks und Einfamilienhäusern. Der historische Ortskern mit den Kolonialhäusern rund um die Kirche ist inzwischen ein Museum (dort gibt es auch die schönsten Postkarten!), aber die Häuser rundherum sehen auch nicht viel anders aus.

Grönland: der Arctic Circle Trail images/act/16.webp
Sisimiut ist die zweitgrößte Stadt Grønlands

In der Stadt gibt es eine Bäckerei, in der es süßes Gebäck nach dänischer Tradition gibt. Das war ein echter Hochgenuss nach dem kargen Essen unterwegs. In den folgenden Tagen, inzwischen allein, bin ich durch die Stadt gezogen und habe auch die beiden Wanderer aus der letzten Hütte wiedergetroffen. Zusammen sind wir dann auf den Nasaasaaq, den Hausberg Sisimiuts, gestiegen. Inzwischen war ganz Sisimiut im Nebel verschwunden und es flogen keine Flugzeuge mehr, auf dem Berg waren wir jedoch über den Wolken und konnten auf dem weißen Teppich entlang zu weit entfernten Bergketten sehen.

Grönland: der Arctic Circle Trail images/act/17.webp
Blick auf den Nasaasaaq (784m, ganz rechts)

Das Nebelwetter lichtete sich nur langsam, und auch mein Flug wurde verschoben, aber ich konnte mit nur einem halben Tag Verspätung weiter nach Norden reisen. Aber diese Geschichte soll ein andernmal erzählt werden. Sisimiut ist die zweitgrößte Stadt Grönlands, obwohl es nur knapp 6000 Einwohner hat. Trotzdem gibt es fast alles, was man braucht, außer Münztelefone. Diese sind, seitdem sich Mobiltelefone stark verbreitethaben, vollständig verschwunden. Auch Internetcafes gibt es nicht, nur ½h Internet pro Person und Tag bekommt man, nach Anmeldung, in der Bibliothek. So konnte ich einige Mails beantworten und nach dem Wetter sehen. Mit den beiden vom ACT war ich dann, nach langer Abstinenz, an einem Abend im Pub. Dieser liegt versteckt in einer Seitenstraße, und war voll seltsamer Gestalten, hauptsächlich alter Männer, die ein wenig englisch sprachen, aber mit so krassem Akzent, dass es viel Fantasie bedurfte, daraus uns bekannte Wörter zu erkennen… Nach dem zweiten Bier, die 0,3l-Flasche kostet rund 4€, waren wir betrunken genug und haben uns mühsam loseisen müssen. Die einsame Natur hat auch ihre Schattenseiten.

Literatur

Es gibt, meines Wissens nach, nur eine Kollektion vernünftiger Wanderkarten von Grönland, und auch die nicht flächendeckend, und das sind die Karten von Greenland Tourism. Sie liegen im Maßstab 1:100.000 vor, was grob klingt, aber für Grönland völlig ausreicht. Die Karten zeichnen sich durch eine sehr detaillierte Angabe von Seen, Bächen und Flüssen aus, haben Höhenlinien im 25m-Abstand. Für den ACT benötigt man die Blätter Kangerlussuaq (ISBN 8790677072), Pingu (ISBN 8790677188) und Sisimiut (ISBN 9788790677114). Als Besonderheit haben diese Karten zweit Gitternetze aufgezeichnet: einmal nach geographisch Nord (schwarz) und einmal nach magnetisch Nord (blau). Die Deklination beträgt dort ungefähr 30°, verändert sich aber mit der Zeit. Den aktuellen Wert erfährt man hier. Es gibt auch Karten im Maßstab 1:250.000 von Saga Maps, diese liegen auch für ganz Grönland vor. Sie eignen sich jedoch nicht als alleinige Wandernavigation, da sie dafür wesentlich zu ungenau sind. Wir haben zu den Karten den Cicerone-Guide von Paddy Dillon (‘‘Trekking in Greenland - The Arctic Circle Trail’’, ISBN 9781852846244) benutzt. Dieser enthält Kartenausschnitte und eine detaillierte Wegbeschreibung, sodass die Karten nicht unbedingt notwendig sind, will man stets auf dem Weg bleiben. Sie geben jedoch mehr Orientierung als die dürftigen Kartenausschnitte im Buch, da auch weiter entfernte Berge zu identifizieren sind. Das Buch enthält interessante Tipps und Anekdoten, und ich habe keinen besseren Wanderführer für den ACT gesehen. Man kann den ACT ohne Probleme ohne Reiseführer gehen, aber manche Informationen bleiben einem dann verborgen. Abraten muss ich hingegen vom deutschen Wanderführer ‘‘Arctic Circle Trail: Der Weg ist das Ziel’’ vom Stein-Verlag (ISBN: 9783866861374). Dort finden sich Tipps wie “Machen sie regelmäßig eine Pause, setzen Sie den Rucksack ab und trinken Sie einen Schluck Wasser.”. Erstaunlich, dass nicht noch aufs Schlucken verwiesen wird…